Reisen
Vor einer längeren Reise am besten sehr gründlich überlegen, was Sie sich noch zutrauen können und was Ihnen (hoffentlich) bekömmlich ist. Passende Portion? Besser vielleicht zweimal vier Stunden unterwegs zu sein, als acht Stunden am Stück?
Eine individuell geplante und durchgeführte Reise kann selbstverständlich toll und äußerst reizvoll sein. Verbunden damit sind aber jetzt Herausforderungen, die schneller als früher zu Überforderungen oder schlimmstenfalls Gefährdungen werden könnten. Unabhängig vom bevorzugten Verkehrsmittel sollten Sie vor allem eine Pauschalreise als gute Wahl heranziehen und detailliert vergleichen. Nicht erst seit Corona sind die reiserechtlichen Vorteile in den Fokus geraten. Zwar zeigen etliche Vergleichstests, dass Individualreisen, bei denen Anreise und Unterkunft getrennt gewählt und gebucht werden, 10 bis 25 Prozent günstiger sein können. Es gibt aber natürlich auch andere Beispiele.
Die Angebote sind vielfältig und bei der Suche nach etwas Passenden helfen gerne Reisebüros oder Beratungsstellen für Senioren bzw. Behinderte. Die Vorteile bei Pauschalreisen beginnen besonders bei einem gesundheitlich bedingten Rücktritt oder einem Abbruch während der Reise. Mit einer Reiserücktrittsversicherung sind Sie meist deutlich besser gesichert, als wenn Sie einzelne und oft sehr kostenintensive Stornierungen vornehmen müssen. Und sollte es um besondere Wünsche bis hin zu Beanstandungen vor Ort gehen, haben Sie in der Regel einen Ansprechpartner, der Ihnen kompetent helfen können sollte – und Ihre Sprache versteht.
Hier einige Punkte, die bei der Vorbereitung einer Reise hilfreich sein könnten:
Vor einer Festlegung bei der Reiseplanung und vor allem vor der Buchung beraten Sie sich mit Ihrem behandelnden Arzt.
Besprechen Sie dann vor der Buchung Ihre besonderen Erfordernisse. Klären Sie die Impfempfehlungen für das Reiseziel und Ihren aktuellen Impfstatus.
Haben Sie die relevanten Versicherungen für Ihre Reise (Auslandsreisekrankenversicherung, Rückholversicherung, ggf. Gepäckversicherung)? Wie ist der Geltungsbereich Ihrer Krankenversicherung im Ausland?
Falls Sie bestimmte Arrangements am Urlaubsort benötigen und Ihnen das Reisebüro oder der Reiseveranstalter diese zusagt, lassen Sie sich dies schriftlich bestätigen. Mündliche Absprachen sind meist wertlos. Denken Sie auch an Sondergepäck wie Rollstuhl und Gehhilfen.
Gibt es einen Sonderservice für Behinderte auf dem Abflug- und Zielflughafen?
Haben Sie alle erforderlichen Reisedokumente und Ausweise (inkl. Schwerbehindertenausweis, Diabetikerausweis), Hilfsmittel und Medikamente im Handgepäck – und am besten zusätzlich Sicherheitskopien der Dokumente im Reisegepäck.
Besprechen Sie mit Ihrer Apotheke, was in die Reiseapotheke soll. Führen Sie ausreichend Medikamente mit im Handgepäck (Verspätungen, Umleitungen, Fehlleitung Ihres Reisegepäcks).
Reisen mit der Bahn
Informieren Sie sich im Vorfeld Ihrer Reise zu den Ein-, Um- und Ausstiegshilfen an den jeweiligen Bahnhöfen. Denken Sie daran, falls Sie auch beim Tragen eines Gepäckstückes Hilfe brauchen.
Nutzen Sie den Gepäcktransport von Haus zu Haus, falls ein solcher angeboten wird. Buchen Sie ggf. direkt über die Mobilitätsservice-Zentrale der Bahn geeignete Sitzplätze oder Stellflächen.
Informieren Sie sich über behindertengerechte Toiletten auf Ihrer Reiseroute (Züge, Bahnhöfe).
Viele neue Nahverkehrszüge verfügen über Einstiegshilfen (z.B. Rollstuhlrampen), die aber vorbestellt sein müssen. Bis heute ist das ein regelmäßiger Kritikpunkt! Beachten Sie, dass orthopädische Hilfsmittel wie Rollstühle oder Gehwagen unentgeltlich befördert werden.
Reisen mit dem Flugzeug
Weisen Sie das Reisebüro bzw. die Fluggesellschaft auf Ihre Mobilitätseinschränkungen und vor allem notwendige Hilfen hin. Organisieren Sie frühzeitig bei Bedarf einen zuverlässigen Transfer zum Flughafen.
Klären Sie ebenso den Transfer vom Zielflughafen zum Hotel. Planen Sie für alle Ihre Reisestationen bis zum Ziel genug Zeit ein.
Besprechen Sie an Ihrem Zielort frühzeitig alle Rückflugmodalitäten – am besten schon gleich nach der Ankunft.
Eine Seefahrt, ist die lustig?
Denken Sie jetzt an eine Kreuzfahrt? Warum eigentlich nicht! Ein großer Vorteil gerade für Menschen mit Behinderung im Vergleich zu anderen Rundreisen: Sie haben für die Dauer Ihrer Reise auf dem Schiff Ihr festes Zimmer oder gar Apartment. Einmal auspacken, einräumen und am Ende wieder einpacken. Sie lassen bei Ausflügen alles im Zimmer und wählen nur die zum Wetter passende Kleidung aus. Der Service ist meist gut bis ausgezeichnet und die Preisspanne schwankt natürlich stärker als jedes moderne Schiff.
Einen riesengroßen Nachteil hat die Coronakrise allerdings offenbart: Bei ansteckenden Krankheiten an Bord oder anderen Gefährdungslagen können Häfen schnell geschlossen und Anlandungen somit unmöglich werden.
Lassen Sie sich am besten anhand Ihrer detaillierten Wunschliste beraten und wählen Sie dafür ein erfahrenes Reisebüro mit persönlicher Ansprechpartnerin. Die Flut von Prospekten in Zeitschriften oder die Offerten im TV und Internet geben Ihnen vorab schon einen guten ersten Überblick über die Angebote.
Fluss-Kreuzfahrt oder See-Kreuzfahrt?
Die Strecken sind genauso unterschiedlich wie die Schiffsgrößen. Gehört ein Flusskreuzer mit 200 Passagieren schon zu den Großen, so reiht sich ein Hochseekreuzer mit 2.000 Passagieren noch bei den Kleinen ein. Moderne Hochseeschiffe überschreiten spielend die 3.000er Marke.
Obwohl ich gerne kleine Portionen empfehle, sollten Sie hier die Vor- und Nachteile abwägen. Die großen Pötte haben ja auch große Verkehrsflächen, viele Decks, viele Aufzüge, mehrere Restaurants usw. Von der Krankenstation bis zum Hubschrauberlandeplatz für alle Fälle – alles vorhanden.
Es sind aber genauso etliche Inseln der Ruhe wie Bibliothek und Andachtsraum meist mit an Bord. Es ist wie im Alltag.
Ein 200-Seelenort kann Ihnen nach kurzer Zeit auf die Nerven gehen, wogegen eine 3.000-Seelengemeinde Anregung und Entspannung gleichermaßen bietet.
Und Sie hätten sogar die Möglichkeit, die gesamte Dauer der Reise an Bord und sogar in der Kabine (mit Balkon?) zu bleiben.
Ob der Aufpreis für eine Kabine mit Balkon im Budget drin ist, können nur Sie entscheiden. Überlegenswert wäre es allemal.
Lieber kürzer und dafür komfortabler?
Eine Flusskreuzfahrt dagegen kann Sie direkt in Metropolen und ganz nah durch viele Landschaften führen. Deutschlandweit, europaweit und nach Anreise auch weltweit. Allerdings sind die Platzverhältnisse bei den Flussschiffen meist deutlich enger.
Doch mitentscheidend dürften bei beiden Varianten der mögliche Abfahrtshafen und dessen Erreichbarkeit werden. Und noch ein kleiner Hinweis: Starthafen und Zielhafen können oft weit auseinander liegen: Sie legen in Hamburg ab und kommen in Miami an.
Eine gute Vorplanung kann für die optionalen Ausflüge bei den meisten Kreuzfahrten hilfreich sein. In vielen Fällen werden Ausflugspakete angeboten oder Sie müssen sich an Bord frühzeitig für Tagestouren entscheiden.
Viele Häfen sind allerdings so zentrumsnah, dass Sie sich auch auf eigene Faust umsehen können oder eines der wartenden Taxis für eine Rundfahrt zum Festpreis mieten.
Sie sind somit nicht den ganzen Tag unterwegs und in einen engen sowie oft anstrengenden Ablauf eingebunden, können Land und Leute individueller beschnuppern und je nach Beanspruchung auch jederzeit wieder aufs Schiff und in Ihre Kabine zurück. Kleine Portionen gefällig? Lässt sich sogar hier einrichten.
Unterwegs mit dem PKW
Wenn Ihnen diese Reiseform zusagt und möglich ist, kann das komfortabel sein. Der Pkw kann ja auch bei Anreise mit Bahn oder Flugzeug erst am Urlaubsort eine Rolle spielen. Allerdings sind auch etliche Planungen empfehlenswert. Ganz allein unterwegs wäre vermutlich ein zu hohes Risiko. Eine längere Reise im PKW mit zwei oder mehr Personen hat Vorteile. Vor allem wenn zwei davon einen Führerschein haben und fahrfähig sind. So macht das z.B. unterwegs eine Abwechslung möglich.
Halten Sie nur an Raststätten, die über einen stufenlosen Eingang und ein behindertengerechtes WC verfügen.
Achten Sie bei einem Mietwagen auf Ihre Bedürfnisse (Automatik, Kofferraum) und organisieren Sie ihn frühzeitig.
Unterkunft
Klären Sie, ob der Zugang stufenlos erreichbar ist und die Aufzüge ggf. auch Rollstuhlfahrer transportieren können.
Beachten Sie die Ausstattung des Badezimmers. Gibt es ein WC mit Haltegriffen, eine ebenerdige Dusche etc.?
Buchen Sie eine Unterkunft, in dem zentrale Orte wie Aufenthaltsraum, Restaurant oder Terrasse stufenlos erreichbar sind. Informieren Sie sich, wie die Außenanlagen des Hotels beschaffen sind.
Stellen Sie sicher, dass Freizeitmöglichkeiten und Ausflugsziele in der Nähe des Ferienortes stufenlos erreichbar sind.
Erfragen Sie, welche Restaurants in der Umgebung des Ferienortes behindertengerecht ausgestattet sind.
Sicher ist sicher!
Klären Sie vor einer Entscheidung, die Sie mehr als eine Tagesreise von zuhause weg führt, ob ggf. eine medizinische Notversorgung vor Ort gewährleistet ist. Gibt es dazu auch Hinweise auf die Qualität und wie sieht notfalls die Anbindung an ein Krankenhaus aus?
Nehmen Sie ins fremdsprachige Ausland auf jeden Fall einen Sprachführer mit, der nicht nur im Restaurant oder beim Einkaufen hilft, sondern auch bei diffizilen medizinischen Problemen.
Reisegepäck
Jetzt aber: Bei der Wahl der Gepäckstücke sollten Sie – unabhängig womit und wohin die Reise geht – unbedingt wieder auf kleine Portionen achten. Also besser zwei kleine als ein großer Koffer oder gar Überseekoffer. Und davon am besten einen Koffer für mögliche Zwischenfälle vorsehen (Waschzeug, Schlafanzug, Handtuch, zweiter Satz Wäsche zum Wechseln, Medikamente).
Denken Sie dabei auch an Helferinnen und Helfer, die Sie unterwegs oder vor Ort brauchen, oder die Ihnen gerne helfen wollen, aber einen 20 kg schweren Koffer weder die Treppe hoch schleppen noch in den Kofferraum wuchten können.
Rollkoffer sind dabei meist eine große Hilfe. Probieren Sie aber die Teile auch mal aus. Und überlegen Sie, ob beispielsweise ein Dreier-Set für Sie passend ist. Denn das bedeutet ja in der Regel groß-mittel-klein. Ist zwar ideal zum Aufbewahren im leeren Zustand. Ideal zum Verreisen könnte aber eher die mittlere Größe in zweifacher oder dreifacher Ausfertigung sein. Denn den großen Koffer hebt keiner mehr und der kleine Koffer – na ja, der ist halt wirklich klein. Weit verbreitet sind Koffer, die sich nur öffnen lassen, indem man die beiden Hälften aufklappt. Praktischer könnte ein Koffer mit einem Reißverschluss und einer Klappe bzw. einem Deckel sein. So lässt sich vor allem unterwegs leicht etwas entnehmen oder noch schnell hineinlegen.
Und überlegen Sie sich auch einen kräftigen Koffergurt, der nicht nur ein Aufplatzen des Koffers verhindern kann, sondern das schwere Teil auch leichter handhaben lässt.